Ein antiker Kompass liegt auf Dollar-Scheinen, daneben befinden sich Goldbarren

Die Staatsschuld – ein Blick in die Historie

Dieser Beitrag widmet sich der Entstehung der Staatsschuld und erklärt, zu welchen Zwecken sich ein Staat verschuldet, damals und heute.

Die Geschichte der Schulden

Die Geschichte der Schulden reicht mehrere Tausend Jahre zurück und ist damit zeitlich noch vor der Entstehung des Geldes einzuordnen. Die historisch ältesten Belege findet man in der sumerischen Epoche (ca. 3000 v. Chr.) in Mesopotamien, wo Nutzvieh sowie Getreide verliehen und als Gegenleistung Naturalzinsen erhoben wurden.

 

Das Verleihen bei den später entstandenen Zahlungsmitteln folgte denselben Regeln: Der Gläubiger ließ sich vom Schuldner einen gewissen Prozentsatz der geliehenen Summe bezahlen, um sich für die Opportunitätskosten entschädigen zu lassen.

 

Vor der Entstehung des Bankwesens

Vor der Entstehung des Bankwesens war der Darlehensprozess nicht standardisiert, was ein erhebliches Risiko von Zahlungsausfällen für den Gläubiger sowie von erhöhter Zinslast für den Schuldner barg. Schulden wurden damit tendenziell nur aus Gründen der leiblichen Not aufgenommen, die beispielsweise mit Zerstörung des Hab und Guts oder mit Krankheit einhergingen.

 

Die moderne Bank

Die moderne Bank entstand schließlich im Italien der Renaissance (13. bis 16. Jahrhundert) durch eine Ausdehnung des Handels sowie durch die Anfänge des Unternehmertums, wie wir es heute kennen. Unternehmen, die durch doppelte Buchführung rationell geführt wurden, mit Erwerbskapital ausgestattet waren und außerdem nach Gewinnen strebten, bereiteten den Boden für unser standardisiertes Kreditwesen.

Die Anfänge der Staatsverschuldung

Die Anfänge der Staatsverschuldung reichen noch nicht so weit zurück, da die Verwaltung eines ganzen Staates doch um einiges komplexer ist als die eines Unternehmens. Der frühmoderne Staat ordnete einzelnen Einnahmen bestimmte Ausgaben zu, aber es gab kein übergeordnetes einheitliches Budget, das Staatsschulden im modernen Sinn ermöglicht hätte.

 

Die Entstehung der Staatsschulden lässt sich damit auf das Ende des 17. Jahrhunderts datieren. Durch das Steuerbewilligungsrecht schaffte es England, erstmalig die Kontrolle und Verantwortung über die gesamten Staatsfinanzen zu erhalten. Die Möglichkeit, sich auch als Staat gesamtheitlich zu verschulden, war damit geboren.

Die Definition von Staatsschuld

Die Staatsverschuldung lässt sich damit als der Gesamtbetrag der Schulden definieren, die ein Staat zur Deckung seines Finanzbedarfs aufgenommen hat. Zu diesem Gesamtbetrag gehören alle Verbindlichkeiten von öffentlichen Verwaltungen, der Zentralregierung sowie den Gebietskörperschaften gegenüber öffentlichen und privaten Gläubigern sowie anderen Staaten. Um Zugang zu einer Vielzahl an Gläubigern aus unterschiedlichen Ländern zu erhalten, begeben Staaten heutzutage Schuldverschreibungen bzw. Anleihen am Kapitalmarkt.

 

Einen Staat ohne Schulden – gibt es nicht mehr

Mittlerweile ist die Verschuldung von Staaten keine Ausnahme mehr, sondern die Regel. Denn die Möglichkeit sich zu verschulden, vergrößert den finanziellen Handlungsspielraum. Und das ist insbesondere für Staaten wichtig, da diese durch die Steuerung der Staatsfinanzen auch übergeordnete gesellschaftliche Ziele, wie zum Beispiel die Steigerung des Wohlstandes, die Gewährleistung von Sicherheit oder die Bereitstellung von Bildungseinrichtungen, verfolgen. Angegeben wird die Staatsschuld als Prozentsatz des Bruttoinlandsproduktes. Dieser Prozentsatz legt eindrücklich dar, wie hoch die Verschuldung im Vergleich zur Wirtschaftsleistung ausfällt. 2023 betrug die US-Staatsschuld 114,9 %, in Deutschland 69,6 % und in Indien (als Beispiel für ein Entwicklungsland) nur 56,1 % des BIP.

Zweck der Staatsschuld: Unterschiede zwischen damals und heute

Gründe, warum die Staatsausgaben die Einnahmen übersteigen und ein Staat seine Schulden ausweitet, gibt es einige. Wir haben diese in drei große Bereiche unterteilt, und zwar in Kriege, Krisen sowie Investitionen.

 

Kriege

In der Historie waren es häufig Kriege, die die Staatsausgaben und damit die Staatsschuld massiv ansteigen ließen. Militärausgaben belasten doppelt, da einerseits Rüstung und Soldaten bezahlt werden müssen und andererseits auch Arbeitskräfte fehlen, die die Konjunktur am Laufen halten und damit für Steuereinnahmen sorgen. Auch heutzutage können Kriege noch zu einer starken Ausweitung der Staatsschulden führen, das weltweite Kriegsgeschehen ist in den letzten Jahrhunderten jedoch zurückgegangen. Ein aktuelles Beispiel: Die hohen finanziellen Aufwendungen, die der Krieg in der Ukraine mit sich bringt. Die EU hat die Ukraine bisher mit über 88 Mrd. Euro unterstützt.

 

Krisen

Die Finanzierung der Folgen von Katastrophen, wie beispielsweise Wirtschaftskrisen, Umweltkatastrophen oder Pandemien, erfordert seit eh und je ebenfalls hohe Ausgaben. Zuletzt sehr deutlich wurde dies während der Corona-Pandemie, als die Kosten für das Gesundheitssystem und für Stützungsgelder die Staatsausgaben stark ansteigen ließen, während ein geringeres Steueraufkommen aufgrund von Quarantänemaßnahmen die Staatseinnahmen minderten. Ein weiteres Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit ist die globale Finanzkrise 2007/2008, während der die Staatsschulden ebenfalls stark anstiegen.

 

Investitionen

Höhere Staatsausgaben durch Investitionen in Infrastruktur, Forschung und Entwicklung sowie in das Sozialwesen gelten im Vergleich zu den vorangehenden Beispielen als konjunkturstimulierend und damit erstrebenswert. In der Regel sorgen staatliche Investitionen für steigenden Wohlstand, eine höhere Produktivität und letztendlich wieder für höhere Staatseinnahmen. In der heutigen Zeit lässt sich im historischen Vergleich ein hoher Teil der Neuverschuldung den staatlichen Investitionen zuordnen. Die höhere Staatsverschuldung hat die enormen Fortschritte seit dem Zweiten Weltkrieg in den verschiedensten Bereichen der Wirtschaft, sei es durch Bildung, Medizin oder Ausbau der Infrastruktur maßgeblich unterstützt.

 

Immer weiter steigende Staatsschulden

Um das Wirtschaftswachstum voranzutreiben sowie Innovationen und Investitionen weiter voranzutreiben, sind die Staatsschulden vor allem in den letzten Jahren stark angestiegen. Auch wenn in vielen entwickelten Staaten von Einsparungsmaßnahmen gesprochen wird, scheint der Schuldenberg nur weiter anzusteigen und nicht zu schrumpfen. Mehr hierzu erfahren Sie in unserem Beitrag Die Steuerung des Staatshaushaltes.

  • Bitte beachten Sie, dass Einschätzungen und Bewertungen die Meinung des jeweiligen Verfassers zum Zeitpunkt der Erstellung bzw. Ausarbeitung reflektieren und für die Richtigkeit und den Eintritt eines bestimmten Erfolgs keine Gewähr übernommen werden kann. Durch neue Entwicklungen oder kurzfristige Änderungen können diese Informationen daher bereits überholt sein. Stand: 01/2024.

    Die in diesem Beitrag verwendeten Fach- und Finanzbegriffe werden unter diesem Link ausführlich erklärt.

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  • Quellen:

    • Löffelholz, J. (1952). Die Geschichte der Banken. In: Theisinger, K., Löffelholz, J. (eds) Die Bank. Gabler Verlag, Wiesbaden.
    • Holtfrerich, Carl-Ludwig; Feld, Lars P.; Heun, Werner et al. (2015): Staatsschulden: Ursachen, Wirkungen und Grenzen. Berlin, 92 Seiten.