Wöchentliche Marktinformation
Die wöchentliche BTV Marktinformation fasst für Sie die Geschehnisse an den Märkten der vergangenen Woche zusammen.

Die US-Politik bleibt turbulent, doch die Weltwirtschaft zeigt sich robust und treibt die Aktienmärkte auf neue Allzeithochs. Gleichzeitig glänzt Gold wie nie zuvor, während KI als Megatrend für zusätzliche Wachstumsimpulse sorgt. Lesen Sie in dieser Ausgabe des BTV Anlagekompass, wie wir die jüngsten Entwicklungen einschätzen.
Mit dem vergangenen Shutdown erlebten die USA einen historischen Stillstand. Die Blockade im Haushaltsstreit hat nicht nur die Verwaltung lahmgelegt, sondern auch eine neue Rekordmarke gesetzt.
Der „Government Shutdown“ in den USA ist ein wiederkehrendes Ereignis, das immer dann eintritt, wenn sich Kongress und Präsident nicht rechtzeitig auf einen neuen Haushaltsplan einigen können. Gesetzlich vorgeschrieben ist, dass zu Beginn des neuen Haushaltsjahres am 1. Oktober ein verabschiedeter Haushalt vorliegen muss. Gelingt dies nicht, werden zahlreiche Behörden geschlossen, staatliche Dienstleistungen eingeschränkt und Hunderttausende Bundesangestellte entweder beurlaubt oder für die Arbeit nicht entlohnt. Wie die Grafik zeigt, kam es auch in der Vergangenheit immer wieder zu solchen Stillständen. In diesem Jahr begann der Shutdown am 1. Oktober und dauerte insgesamt 43 Tage – so lange wie nie zuvor. Hauptstreitpunkt zwischen Demokraten und Republikanern war erneut die Gesundheitsversorgung: Während die Demokraten zusätzliche Mittel für sozial Bedürftige forderten, beharrten die Republikaner auf einer Verschiebung der Entscheidung.
Nach langen Verhandlungen konnte schließlich ein Übergangsbudget verabschiedet werden, das die Finanzierung der Regierungsausgaben zumindest bis Ende Januar sichert. Der vereinbarte Übergangshaushalt gilt als Notlösung, um die Blockade der Staatsfinanzen kurzfristig zu überwinden. Im neuen Jahr stehen jedoch bereits die nächsten Gespräche an. Das Ereignis zeigt, wie schnell politische Konflikte weitreichende Folgen haben können.
Nach dem Ende des 43-tägigen Shutdowns wurden die offiziellen US-Arbeitsmarktdaten für September veröffentlicht. Es wurden mehr neue Stellen geschaffen als erwartet. Dennoch ist die Arbeitslosenquote gestiegen, weil mehr Menschen aktiv nach Arbeit suchen und sich am Arbeitsmarkt beteiligen. Die Stimmung der Verbraucher*innen bleibt zurückhaltend: Der lange Regierungsstillstand, die weiterhin hohen Preise und die gestiegene Arbeitslosigkeit sorgen für Unsicherheit. Für Oktober gibt es erstmals in der Geschichte keine offiziellen Arbeitsmarktdaten, da die Haushaltsbefragung wegen fehlender Finanzmittel nicht durchgeführt werden konnte. Die Zahlen für Oktober und November sollen nun gemeinsam im Dezember veröffentlicht werden. Dieser Bericht ist besonders wichtig, weil er die aktuellsten Informationen vor der nächsten Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed liefert. In der BTV gehen wir davon aus, dass sich der Arbeitsmarkt weiterhin etwas abkühlt, wodurch auch die Inflation zurückgedrängt wird. Die US-Rezessionsrisiken beurteilen wir damit als sehr gering, wir sehen aber auch keine Überhitzungstendenzen durch eine anziehende Inflation. Dies dürfte der US-Notenbank Fed die Möglichkeit verleihen, weitere Zinssenkungen durchzuführen.
Die globalen Aktienmärkte legten seit dem Abverkauf im April eine starke Rallye aufs Parkett. Auch wenn die Konjunkturentwicklung und die Unternehmensgewinne den Aktienmarkt auf breiter Basis stützten, hat der US-Tech-Sektor weiterhin die Nase vorn. Ängste vor einer Blase haben zugenommen. In der BTV sehen wir den Risiken ins Auge, können aber aktuell keine Blasenbildung erkennen.
Seit dem Abverkauf im April 2025 ließ sich eine starke Rallye an den globalen Aktienmärkten beobachten, die ohne Verschnaufpause verlief. Besonders stark haben sich hierbei US-Tech-Unternehmen, allen voran die sogenannten Magnificent 7, entwickelt. Schnelle Entwicklungen und hohe Erwartungen im Bereich der künstlichen Intelligenz haben nicht nur Unternehmensgewinne nach oben getrieben, sondern auch Erwartungen und Kursstände. Seit dem Tiefststand im April steht der Nasdaq Composite Ende November knapp 50 % im Plus und die Magnificent 7 konnten sogar um 60 % zulegen (siehe Grafik). Der Anteil dieser sieben großkapitalisierten Tech-Konzerne am S&P 500 ist zuletzt weiter angestiegen und beträgt mittlerweile über 35 %. Auch die Vernetzung unter den Unternehmen ist angestiegen.
Damit stellen sich Investor*innen die Frage, wie weit die Rallye noch laufen kann und ob es sich bereits um eine Blasenbildung handelt. In der BTV bleibt unser Ausblick auf Aktien positiv und eine KI-Blase sehen wir ebenfalls nicht. Temporäre Kursrücksetzer sind dennoch nicht ausgeschlossen, gelten aber als von zyklischer Natur und stärken die Marktgesundheit. Bei einem positiven Ausblick können Rücksetzer sogar für Zukäufe genutzt werden.
In der BTV blicken wir trotz bestehender Risiken weiterhin optimistisch auf den globalen Aktienmarkt. Der Hauptgrund hierfür ist die Erwartung einer weiterhin stabilen Konjunkturentwicklung bei moderater Inflation. In diesem Jahr zeigte sich die Weltwirtschaft trotz diverser Turbulenzen wie geopolitischen Konflikten, der unklaren US-Handelspolitik oder Chinas Wachstumsschwäche robust. Dies dürfte sich auch so fortsetzen, ohne dass es zu einer Rezession oder zu einer Überhitzung der Wachstumsdynamik kommt. Damit sollte die Inflation auf moderaten Niveaus bleiben, was der US-Notenbank Fed wiederum Spielraum für weitere konjunkturstimulierende Zinssenkungen gibt. Gezielte fiskalpolitische Impulse werden die Wirtschaftsentwicklung in den USA und in Europa nach BTV Einschätzung zusätzlich unterstützen.
Die Unternehmensgewinne – der zentrale Treiber für Aktienkurse – haben sich in den ersten drei Quartalen des Jahres ebenso gut entwickelt. Vor allem in den USA konnten die Erwartungen deutlich übertroffen werden. Interessant ist, dass die positive Entwicklung nicht von einzelnen Sektoren getrieben wurde, sondern in der Breite stattfand. Die Gewinnerwartungen für die Folgequartale haben weiter angezogen und auch in der BTV rechnen wir mit einer Fortsetzung dieser positiven Dynamik.
Als größtes Risiko für unseren positiven Ausblick gilt eine starke Abkühlung am US-Arbeitsmarkt, worunter das US-Wirtschaftswachstum und die Unternehmensgewinne leiden würden. Weiters könnten Enttäuschungen rund um das Thema künstliche Intelligenz den Ausblick trüben, insbesondere weil die Erwartungen sehr hoch sind und dies auch die Bewertungen nach oben gedrückt hat.
Das größte Enttäuschungspotenzial der künstlichen Intelligenz besteht hinsichtlich ihres Potenzials, was dazu führen würde, dass das Trendwachstum und die Unternehmensgewinne nicht so stark ansteigen wie erwartet. Das würde schließlich auch bedeuten, dass sich die aktuell getätigten Investitionen der großen Tech-Konzerne als nicht gerechtfertigt herausstellen. Die verstärkte Vernetzung der Konzerne durch zunehmende gegenseitige Beteiligungen und Finanzierungen hat zuletzt für Aufruhr gesorgt. Unter Anleger*innen wird aktuell aber vor allem die hohe Bewertung von US-Tech-Titeln diskutiert. Durch den aktuell vorherrschenden Optimismus sind bereits hohe zukünftige Gewinne am Markt eingepreist, wodurch auch das Enttäuschungspotenzial bei geringem Verfehlen der Erwartungen angestiegen ist.
Nicht jeder Kurszuwachs spiegelt tatsächlich den Wertzuwachs eines Unternehmens wider. Dennoch sehen wir in der BTV keine Blasenbildung. Zum einen liegt die aktuelle Bewertung des US-Tech-Sektors deutlich unter den Extremwerten der 90er-Jahre, zum anderen bewegt sich die Bewertung anderer Regionen und Sektoren im Durchschnitt. Die höhere Bewertung des US-Tech-Sektors sehen wir als gerechtfertigt an, da die führenden Unternehmen dieser Branche hochprofitabel sind, über solide Margen und Cashflows verfügen sowie eine geringe Verschuldung aufweisen. Die Rallye wird demnach überwiegend durch hohe Gewinnsteigerungen und weniger durch die höheren Bewertungen getragen. Dennoch gilt es hier, selektiv zu bleiben und vor einem Investment das Unternehmen genau zu prüfen. Im BTV Asset Management wird das aktuelle Übergewicht in Aktien beibehalten.
Fehlende US-Konjunkturdaten und die Uneinigkeit unter den Notenbankern lässt Marktakteure im Unklaren darüber, wie viele Zinssenkungen die Fed noch anstrebt. Dafür lässt uns Fed-Chef Jerome Powell wissen: Liquidität soll bereitgestellt werden, vielleicht sogar mit neuen Anleihekäufen im neuen Jahr.
Wie viele Zinssenkungen die Fed noch plant, bleibt unklar, nachdem das Zielband für den Leitzins in der Zinssitzung im Oktober um weitere 25 Basispunkte auf 3,75 % bis 4,00 % gesenkt wurde. Notenbankchef Powell betonte, dass die Meinungen innerhalb des Federal Open Market Committee (FOMC) sehr unterschiedlich ausfallen und daher weiterhin datenabhängig entschieden werden muss. Aktuell ist dies aber nicht einfach, da aufgrund des 43-tägigen Government Shutdowns zwischen 1. Oktober und 12. November von den Bundesbehörden keine Konjunkturdaten erhoben und veröffentlicht wurden.
Die Fed tappt daher im Dunkeln, wie es um Inflation und um den Arbeitsmarkt steht, die wichtigsten wegweisenden Konjunkturdaten für die Notenbanker. Das starke Wachstum und die erhöhte Inflation stimmen die Notenbanker neben dem Datenmangel hinsichtlich weiterer Zinssenkungen vorsichtig. Der neutrale Zinssatz, der weder konjunkturstimulierend noch -hemmend wirkt, liegt laut Expert*innen zwischen 3 % und 4 %. Demnach gilt die aktuelle Geldpolitik der Fed höchstens noch als leicht restriktiv. Die Unsicherheit hinsichtlich der US-Geldpolitik spiegelt sich auch in den Markterwartungen wider, die je nach Datenlage und Fed-Statements stark schwanken. In der BTV erwarten wir bis Ende 2026 ein Zielband für den Leitzins von 3,00 bis 3,25 %.
Mit 1. Dezember hat die US-Notenbank ihr Quantitative-Tightening-Programm beendet, das seit Mitte 2022 für eine abnehmende Bankbilanz gesorgt hat (siehe Grafik). Dies bedeutet, die Bankbilanz wird seit Beginn des Monats nicht mehr weiter abgestockt, sondern konstant gehalten, indem Vermögen aus auslaufenden Anleihen und Kuponzahlungen reinvestiert werden. Die Notenbanker haben bereits angekündigt, dass im neuen Jahr eine Ausweitung der Bilanz geplant ist. Es soll verstärkt in Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit investiert werden, um dem Markt Liquidität bereitzustellen. Um die geplanten expansiven fiskalpolitischen Maßnahmen zu finanzieren, wird nächstes Jahr mit einem höheren Angebot an US-Staatsanleihen gerechnet. Wenn die Fed als Käufer kurzlaufender Staatsanleihen am Markt auftritt, ist davon auszugehen, dass der Markt liquide bleibt und stärkere Zinsanstiege vermieden werden können.
Der Goldpreis lässt sich nicht stoppen und erklimmt immer neue Höhen. Alleine in diesem Jahr wurde zuerst die 3.000- und dann die 4.000-US-Dollar-Marke geknackt. Wird die Rallye anhalten können oder steht ein Rücksetzer bevor? Können andere Edelmetalle eine Alternative zum Goldinvestment darstellen?
Gold hat in den vergangenen zwei Jahren eine beachtliche Entwicklung durchlaufen und und liegt Ende November seit Jahresanfang in US-Dollar ca. 50 % im Plus. Da sich die Preistreiber nicht verändert haben, bleibt unser BTV Goldausblick positiv und wir erwarten weitere Preiszuwächse in 2026. Geopolitische Unsicherheiten, die mangelnde Einschätzbarkeit der US-Politik unter Präsident Donald Trump sowie US-Inflationsrisiken sprechen nach wie vor für das gelbe Edelmetall. Zusätzlich dazu macht die Aussicht auf tiefere US-Leitzinsen das zinslose Gold attraktiver. Es sind allerdings nicht nur private und institutionelle Käufer, die das Edelmetall schätzen, sondern auch Zentralbanken, die ihre Goldreserven kontinuierlich erhöhen. Vor allem die Zentralbanken der Schwellenländer sind bestrebt, ihre Goldreserven aufzustocken und gleichzeitig ihre US-Dollar-Reserven zu reduzieren, um sich vom US-Dollar unabhängiger zu machen. Das ist eine Entwicklung, die seit dem Einfrieren russischer Vermögenswerte nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Jahr 2022 anhält. Da Zentralbanken in ihrer Kaufentscheidung wenig preissensibel sind, dürften mögliche Goldpreisrücksetzer für Nachkäufe genutzt werden, sodass diese temporärer Natur bleiben. Gold bleibt demnach weiterhin ein attraktiver Portfoliobestandteil und behält seinen Status als „Krisenwährung“.
Zu den Edelmetallen gehören neben Gold auch Silber, Platin und Palladium. Alle vier Rohstoffe weisen Edelmetallcharakteristika auf und werden zum Beispiel zu Schmuck oder auch zu Münzen verarbeitet. Dennoch muss hier klar differenziert werden: Der Goldpreis wird zum Großteil von der Investorennachfrage beeinflusst und kaum von der industriellen Nachfrage. Die Rolle als „Krisenwährung“ stammt aus der Vergangenheit, als wichtige Weltwährungen wie einst das britische Pfund oder auch der US-Dollar an den Goldpreis gekoppelt wurden. Gold gilt als begrenzter Rohstoff und ist demnach unabhängig von der Geldpolitik der Zentralbanken und diese Eigenschaft schätzen Investor*innen. Silber hat durch seine Geschichte als Zahlungsmittel bzw. durch den Silberstandard im 19. Jahrhundert nach Gold noch den stärksten Edelmetallcharakter. Die Silberpreisentwicklung ist damit stark an jene des Goldpreises gekoppelt (siehe Grafik). Silber, Platin und Palladium werden allerdings auch verstärkt in der Industrie eingesetzt und spielen eine wichtige Rolle im Rohstoffbedarf für die Energiewende. Diese drei Edelmetalle können daher auch durch eine starke Nachfrage aus dem Industriesektor profitieren. Gold ist hingegen eben hauptsächlich von der Investorennachfrage getrieben und fungiert im Portfolio als klassisches Edelmetall, das Diversifikation und Absicherung liefern soll. Damit sind andere Edelmetalle keine gute Alternative zu Gold, wenn der Absicherungsgedanke im Vordergrund steht.
Die in diesem Beitrag verwendeten Fach- und Finanzbegriffe werden im folgenden Link ausführlich erklärt: Glossar.
Die Beiträge in dieser Publikation dienen lediglich der Information. Die BTV prüft ihr Informationsangebot sorgfältig. Dennoch bitten wir um Verständnis, dass wir diese Informationen ohne Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität zur Verfügung stellen. Verleger und Verfasser behalten sich einen Irrtum, insbesondere in Bezug auf Kurse und andere Zahlenangaben, ausdrücklich vor. Durch neue Entwicklungen oder kurzfristige Änderungen können diese Informationen daher bereits überholt sein. Bei Prognosen und Schätzungen über die zukünftige Entwicklung handelt es sich lediglich um unverbindliche Werte. Von diesen kann nicht auf die tatsächliche künftige Wertentwicklung geschlossen werden, weil zukünftige Entwicklungen des Kapitalmarktes nicht im Voraus zu bestimmen sind. Bei diesen Informationen handelt es sich um keine individuelle Anlageempfehlung, kein Angebot zur Zeichnung bzw. zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten. Bitte beachte Sie, dass ein Investment mit Risiken verbunden ist. Stand: Dezember 2025
Die gesamte Ausgabe steht Ihnen auch als PDF zur Verfügung.
Möchten Sie laufend Insights zu den aktuellen Entwicklungen auf den Kapitalmärkten erhalten? Melden Sie sich gleich für den BTV Anlagekompass an.