Nachhaltig investieren mit Green Bonds

Nachhaltige Investments wie Green Bonds erfreuen sich in Zeiten der Klimakrise immer größerer Beliebtheit. Diese besondere Art von Finanzinstrumenten eignet sich für Anleger*innen, die nicht nur eine finanzielle Rendite erwarten, sondern auch einen positiven Einfluss auf unsere Umwelt erreichen möchten. Wir haben Thomas Scherrer, Experte für nachhaltige Investments, zu einem Gespräch über diese Entwicklungen gebeten und ihn gefragt, was „Impact Investing“ ist und worauf Anleger*innen beim Kauf von Green Bonds achten sollten.

Thomas Scherrer

Herr Scherrer, was sind Green Bonds und wie unterscheiden sie sich von herkömmlichen Anleihen?

Green Bonds sind Anleihen, die speziell zur Finanzierung umweltfreundlicher Projekte und Initiativen ausgegeben werden. Sie unterscheiden sich von herkömmlichen Anleihen dadurch, dass das aufgenommene Kapital ausschließlich für nachhaltige Zwecke verwendet wird, wie erneuerbare Energieprojekte oder Umweltschutzmaßnahmen.

 

Was wird unter dem Begriff „Impact Investing“ verstanden?

Impact Investing ist eine Investitionsstrategie, die darauf abzielt, neben einer finanziellen Rendite auch positive soziale oder ökologische Auswirkungen zu erzielen. Der Zweck von Impact Investing besteht darin, durch gezielte Investitionen in Projekte oder Unternehmen Veränderungen in Bereichen wie Klimaschutz, Armutsminderung, Gleichstellung der Geschlechter und Zugang zu Bildung herbeizuführen.

 

Green Bonds sind aufgrund der Zweckbindung der Emissionserlöse eines der wenigen Vehikel, bei denen Privatkund*innen einen direkten Einfluss auf Unternehmen haben und damit einen positiven Beitrag zur Lösung von gesellschaftlichen Themen und von Umweltprobleme leisten können. Es gibt auch spezialisierte Anlagevehikel wie zum Beispiel Öko-Fonds und Social-Impact-Fonds. Bei diesen Anlagemöglichkeiten haben Anleger*innen aufgrund der Fondsstruktur jedoch nur einen indirekten „Impact“ und können nicht entscheiden, in welche Projekte oder Unternehmen ihr Geld fließen soll.

 

Wie hat sich der Markt für nachhaltige Anleihen entwickelt?

Die steigenden Zinsen, die wachsende Nachfrage nach festverzinslichen Wertpapieren sowie das Bestreben der Anleger*innen, mit ihren Investments einen positiven gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, bieten einen Rückenwind für den Markt an nachhaltigen Anleihen. Der erste Green Bond wurde 2007 durch die Europäische Investment Bank begeben. Seitdem hat sich das Volumen an begebenen nachhaltigen Anleihen vervielfacht. Im Jahr 2022 wurden gemäß der Auswertung der Climate Bonds Initiative weltweit knapp 487 Milliarden USD an Green Bonds emittiert, wobei mit 228,6 Milliarden USD regional gesehen der europäische Markt führend ist.

 

Welche Kriterien definieren, ob eine Anleihe als „grün“ eingestuft wird?

Green Bonds müssen klar definierte Kriterien erfüllen und sich an international anerkannte Richtlinien, wie die ICMA Green Bond Principles oder den Climate Bonds Standard, halten. Generell gilt, dass die zufließenden Mittel aus solchen Anleihen ausschließlich zur Vergabe von Finanzierungen an qualifiziert nachhaltige Projekte bzw. Finanzierungsnehmer*innen verwendet werden dürfen.

 

Eine Green Bond Emittentin muss ein gemäß diesen internationalen Standards festgelegtes Rahmenwerk veröffentlichen, ein sogenanntes Framework. Dieses definiert insbesondere die Verwendung der Emissionserlöse bzw. Einlagen, den Prozess der Bewertung und Auswahl der nachhaltigen Finanzierungen, das Management der Emissionserlöse bzw. Einlagen sowie das Reporting hierzu.

 

Wie können Anleger sicherstellen, dass sie in nachhaltige Projekte investieren?

Anleger sollten die Emittentinnen von Green Bonds gründlich recherchieren, um sicherzustellen, dass sie die in den jeweiligen Frameworks vereinbarten Nachhaltigkeitskriterien einhalten. Ebenso gilt zu überprüfen, ob die finanzierten Projekte Zertifikate durch unabhängige Prüfstellen haben. Grundsätzlich sollte für das Framework und für die begebenen nachhaltigen Anleihen immer eine unabhängige Prüfung, eine sogenannte Second Party Opinion, erstellt und veröffentlicht werden. Zudem sollte die Emittentin zumindest jährlich und in öffentlich zugänglicher Form einen Bericht über die finanzierten Projekte veröffentlichen.

 

Eine spannende Situation. Bietet auch die BTV nachhaltige Produkte an?

Die BTV hat ihre nachhaltige Produktpalette umgestaltet und wird diese laufend um weitere Produktvarianten erweitert. Neben ethisch-nachhaltigen Asset Management Mandaten umfasst die BTV fair future Produktpalette ab Mitte November auch eigene Green Bonds der BTV. In diesem Jahr wollen wir zudem noch nachhaltige Veranlagungskonten und ein nachhaltiges Kontopaket lancieren. Mit dem Blick nach vorn, denken wir an die kommenden Generationen und schaffen eine Zukunft, in der Wachstum und ein gutes Leben möglich sind. Die Grundlage für die BTV fair future Produkte mit zweckgebundener Mittelverwendung ist das BTV Sustainable Finance Framework, welches auf der Homepage der BTV öffentlich verfügbar ist. In diesem Framework werden alle Rahmenbedingungen und Details zu der Projektauswahl und der Mittelverwendung beschrieben.

Die BTV fair future Produktpalette

Die BTV legt ihrem wirtschaftlichen Handeln hohe moralische sowie ethische Prinzipien zugrunde. Auch in unseren Produkten und Dienstleistungen spiegelt sich unsere Verantwortung gegenüber unseren Kund*innen, der Umwelt und der Gesellschaft wider. Mit den BTV fair future Produkten können Sie langfristig verantwortungsvoll investieren – in der Region und für die Region.

 

Ihre BTV Betreuerin bzw. Ihr BTV Betreuer berät Sie hierzu gerne.

 

Mehr zu BTV fair future

Welche Projekte werden durch die BTV fair future Produktpalette finanziert?

Die allgemeinen Ausschlusskriterien der BTV umfassen Produkte, Technologien und Geschäftstätigkeiten, die mit den Prinzipen der Nachhaltigkeit unvereinbar sind. Diese gelten dabei selbstverständlich auch für die BTV fair future Produktpalette. Zudem hat die BTV insgesamt sieben ökologische und soziale Finanzierungsfelder definiert.

 

Die zufließenden Mittel bei den BTV fair future Produkten werden rein für die Finanzierung von qualifiziert nachhaltigen Projekten verwendet, die einem dieser Finanzierungsfelder zugerechnet werden können. Konkret legt die BTV dabei unter anderem einen Fokus auf nachhaltige Gebäude, erneuerbare Energien und nachhaltigen Transport. Darüber hinaus können auch Projekte aus der sozialen Dimension, wie z. B. geförderte Wohnungen, finanziert werden. Welche Projekte durch das konkrete Produkt finanziert sind, wird transparent kommuniziert und auch in unserem jährlichen „Impact Reporting“ veröffentlicht.

 

Was können Sie Kund*innen also abschließend raten?

Mein Rat an Kund*innen ist, sich gut zu informieren, sich über die persönlichen Nachhaltigkeitspräferenzen Gedanken zu machen, diversifizierte Portfolios zu erstellen und verantwortungsvoll zu investieren. Die Investition in Green Bonds kann dabei eine sinnvolle Möglichkeit sein, sowohl eine finanzielle Rendite zu erzielen und damit auch einen positiven Beitrag zum Schutz der Umwelt zu leisten. Natürlich ist ein Investment in nachhaltige Anleihen auch mit Risiken verbunden, unter anderem kann es zu Kursänderungen oder im schlimmsten Fall zu einem Totalausfall kommen. Vor Kauf eines Green Bonds empfiehlt es sich, neben der wirtschaftlichen Bewertung der Anleihe auch einen Blick auf das Framework der Emittentin und vorhandene unabhängige Prüfberichte zu werfen. Werden die Emissionserlöse gemäß den im jeweiligen Framework definierten nachhaltigen Kriterien verwendet und berichtet die Emittentin transparent über die finanzierten Projekte, kann auch der entsprechende positive Beitrag meiner Investition bemessen werden.

 

Herr Scherrer, wir bedanken uns für das Gespräch.

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    Weitere wertpapierrechtliche Informationen finden Sie hier.

    Quelle: BTV; Stand: 18.08.2023. Die Beiträge in dieser Publikation dienen lediglich der Information. Die BTV prüft ihr Informationsangebot sorgfältig. Dennoch bitten wir um Verständnis, dass wir diese Informationen ohne Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität zur Verfügung stellen. Verleger und Verfasser behalten sich einen Irrtum, insbesondere in Bezug auf Kurse und andere Zahlenangaben, ausdrücklich vor. Durch neue Entwicklungen oder kurzfristige Änderungen können diese Informationen daher bereits überholt sein. Bei Prognosen und Schätzungen über die zukünftige Entwicklung handelt es sich lediglich um unverbindliche Werte. Von diesen kann nicht auf die tatsächliche künftige Wertentwicklung geschlossen werden, weil zukünftige Entwicklungen des Kapitalmarktes nicht im Voraus zu bestimmen sind. Bei diesen Informationen handelt es sich um keine individuelle Anlageempfehlung, kein Angebot zur Zeichnung bzw. zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten. Bitte beachte Sie, dass ein Investment mit Risiken verbunden ist.