So lassen sich Geldkonflikte in Beziehungen vermeiden

Manche Paare sehen das Thema Geld in der Beziehung als eine Nebensache an. Paartherapeut*innen und Wissenschaft sind allerdings anderer Meinung: Ungelöste Geldfragen werden häufig zu Konfliktlinien in einer Beziehung und können im schlimmsten Fall zur Trennung beitragen.

Liebe rechnet nicht. Oder besser doch?

Geld wird in Liebesbeziehungen viel früher zum Thema, als den meisten Paaren bewusst ist. Wenn der Kellner beim ersten Rendezvous die Rechnung bringt, wird diese immer noch oft ungefragt dem Mann vorgelegt. In heutigen Paarbeziehungen ist die finanzielle Unabhängigkeit der einzelnen Partner jedoch zum Glück weitaus größer als in der Vergangenheit. Heute bestehen Großteils keine reinen Versorgungsgemeinschaften mehr.

 

Diese Unabhängigkeit, gepaart mit Lohndifferenzen und unterschiedlichem Ausgabeverhalten bringen in Beziehungen aber auch einen erhöhten Abstimmungsbedarf mit sich. Für Gesprächsstoff ist also gesorgt, und dieser sollte auch wahrgenommen werden: Anhaltende Konflikte über Geldfragen erhöhen nämlich nachweislich das statistische Scheidungs- oder Trennungsrisiko. Beachtet man aber ein paar einfache Punkte, kann man dem Thema Geld innerhalb der Beziehung das Konfliktpotenzial weitestgehend nehmen.

Finanzielle Untreue

Das Verheimlichen von Ausgaben, Einnahmen oder Vermögenswerten, also „monetäre Seitensprünge“, kommen in der einen oder anderen Form wohl in allen Partnerschaften  vor. Entscheidend ist dabei sicherlich das Ausmaß der „Untreue“: Wenn der Mann mit der Bahn erste Klasse reist, obwohl er weiß, dass seine Partnerin dies als Geldverschwendung sieht, dann ist das eine leichte Form finanzieller Untreue. Nicht vereinbarte Spontankäufe zählen ebenfalls eher zu den leichten bis mittleren Formen finanzieller Untreue, während eine verheimlichte Spielsucht weitreichende Folgen für die Finanzen beider Partner haben kann.

 

Unehrlichkeit bezüglich Ausgaben, Einnahmen und Vermögenswerten belastet das Vertrauensverhältnis. Ein gängiges Motiv der finanziellen Untreue ist oftmals Konfliktvermeidung. Auf die leichte Schulter sollte man dieses Schwindeln in Geldsachen jedenfalls nicht nehmen. Denn je nach Umstand und Vorgeschichte wird es möglicherweise, wenn aufgedeckt, von der anderen Seite als grober Vertrauensbruch aufgefasst.

Gespräche über Geld sollte man nicht meiden

Werden Haushalte zusammengelegt, stehen oftmals größere Anschaffungen (Waschmaschine, Fernseher, Renovierungen) an, dann übernimmt oft erst einmal der oder die besser verdienende Partner*in die Kosten. Hier sollte man rechtzeitig darüber sprechen, ob und welche Pflichten aus der Kostenübernahme des einen für den anderen Partner entstehen. Erwartet ein Partner, dass der oder die jeweils andere seinen Anteil zurückzahlt? Was geschieht im Fall einer Trennung? Auch wenn das im ersten Moment unromantisch erscheint: Das Nichtreden über Geld rächt sich, sollte sich das Beziehungsklima einmal eintrüben. Denn dann verschärfen ungelöste Geldfragen die Konfliktlinien zusätzlich.

Kaltes, warmes und heißes Geld

Gedanklich lassen sich finanzielle Ausgaben in drei Kategorien teilen. Je „höher die Temperatur“, desto weniger wird von der Partnerin bzw. dem Partner ein unmittelbarer Beitrag erwartet.

  1. Kaltes Geld: Bei größeren Anschaffungen wie einem gemeinsamem Hauskauf oder bei Änderungen im Einkommen eines Partners wie Karenz oder Kündigung gilt es, den sprichwörtlichen „kühlen Kopf“ zu bewahren. Trägt ein Teil des Paars die Hauptlast, dann sind auch hier Gespräche über einen Leistungsausgleich zwar nicht sehr romantisch, aber letztlich dem Beziehungsklima förderlich. Ehe- und Lebenspartner sollten es schaffen, ihre Beziehung „vom Ende her“ zu denken.
  2. „Warmes“ Geld: Gehaltsunterschiede kommen in vielen Beziehungen vor. Wenn sich die beruflich erfolgreiche Partnerin Ferien auf den Malediven wünscht, der Partner sich das aber nicht leisten kann, entsteht Klärungsbedarf. Wenn der eine Partner den anderen an seinem Wohlstand teilhaben lässt, spricht man von „warmen“ Geld. Dabei geht es um gegenseitiges Wohlergehen und Teilhabe. Das sollte im Vorhinein ausverhandelt sein, sonst drohen im Nachhinein Konflikte.
  3. „Heißes“ Geld: Hier kommt Leidenschaft ins Spiel, die sich auch verflüchtigen kann. Wenn beispielsweise die Partnerin ihrem Freund eine Rolex schenkt, erwartet sie hierfür keine Gegenleistung.

Blindflug bei Finanzen vermeiden

Ein häufiger Konfliktpunkt in Beziehungen ist das unterschiedliche Ausgabeverhalten, das einerseits von der Persönlichkeit, aber auch von der Herkunft abhängig ist. Wer in einem familiären Umfeld mit einem großen Fokus auf Sparsamkeit aufgewachsen ist, hat vermutlich Mühe, wenn der aus einem vermögenden Haus stammende Partner mit seinem Geld eher locker umgeht.

 

Eine Patentlösung wird es in einer solchen Konstellation wahrscheinlich nicht geben. Gerade dann kann es aber hilfreich sein, ein gemeinsames Konto für gemeinsame Ausgaben zu führen und eine monatliche Obergrenze für diese Ausgaben festlzulegen. Das stärkt die Transparenz und hebt dadurch das gegenseitige Vertrauen und die Verbundenheit.

 

Quelle: Neue Zürcher Zeitung, „Geldkonflikte erfolgreich lösen“ 14.11.2022

 

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