Bank of Japan

Das aktuelle Umfeld hat die meisten globalen Notenbanken zu schnellem Handeln veranlasst, mit Ausnahme der Bank of Japan. Diese hat noch keinen einzigen Zinsschritt umgesetzt. Das muss sie auch nicht, denn der Inflationsanstieg hält sich in Japan in Grenzen. In der aktuellen Ausgabe unserer Wissensreihe „Notenbanken und Zinsen“ widmen wir uns der Zentralbank der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt.

Bank of Japan behält Nullzinspolitik bei

Die globalen Notenbanken befinden sich im Kampf gegen die Inflation und haben in den vergangenen Monaten kräftig an der Zinsschraube gedreht. Die Bank of Japan bildet hier eine Ausnahme, denn sie bleibt ihrer Nullzinspolitik treu. Seit dem Platzen der Immobilienblase Ende der 1980er Jahre setzt die japanische Notenbank auf eine expansive Geldpolitik, um Konsum und Investitionen zu stimulieren und damit das Wirtschaftswachstum in die Höhe zu treiben.

 

Maßnahmen wirken sich auf das Wirtschaftswachstum aus

Zielführend war dies allerdings nicht, denn Japan steckt schon seit über 30 Jahren in einem Zustand schwachen Wirtschaftswachstums fest. Daran konnte auch das Senken des Leitzinses auf –0,1 % Anfang 2016 nichts ändern. 2021 betrug Japans Wirtschaftsleistung 4,94 Bio. US-Dollar verglichen mit 4,45 Bio. US-Dollar in 1993.

Quelle: Bloomberg; Stand: 06.02.2023.

Inflationsanstieg in Japan hält sich in Grenzen

Auch in Japan sind die Verbraucherpreise deutlich angestiegen, die Inflation liegt derzeit mit 4 % allerdings deutlich tiefer als in den USA mit 6,5 % bzw. in der Eurozone mit 8,5 %. Denn die japanische Regierung sorgt seit über 30 Jahren dafür, dass die Preise stabil bleiben. Branchen, die von steigenden Inputkosten betroffen sind, wie die Landwirtschaft oder der Energiesektor, erhalten staatliche Zuschüsse, um den Anstieg der Verbraucherpreise einzubremsen. Auf den ersten Blick ist dieses Vorgehen die Lösung, um dem Kaufkraftverlust der Konsument*innen entgegenzuwirken.

 

Auf den zweiten Blick bringt Japans Wirtschaftspolitik aber auch viele Nachteile mit sich und gilt als wenig nachhaltig. Die japanische Regierung muss die stabilen Preise mit immer weiter steigenden Ausgaben finanzieren. Daraus entstehen aber kaum höhere Steuereinnahmen, denn das unveränderte Preisniveau lässt weder Unternehmensgewinne noch Löhne steigen, ein Teufelskreis entsteht. Das Einzige, das kontinuierlich wächst, ist der japanische Schuldenberg. Betrugen die Staatsschulden 1980 nur 48 % des BIP, sind es aktuell 264 % des BIP.

Druck auf BoJ hat sich dennoch erhöht

Der Druck auf die japanische Notenbank hat in den letzten Monaten dennoch zugenommen. Zum einen ist eine Inflation von 4 % für die japanische Bevölkerung bereits sehr hoch, weil die Kaufkraft schwindet und der Lebensstandard sinkt. Es wird erwartet, dass Notenbank oder Regierung dagegen Schritte setzen. Zum anderen hat der Aufwärtsdruck auf das lange Ende der japanischen Zinskurve zugelegt. Höhere Inflationserwartungen sowie die restriktivere Geldpolitik der Fed und EZB führten zu dieser Bewegung. Auch wenn die Bank of Japan weiterhin Anleihen in Rekordumfang kauft, um auch das langfristige Zinsniveau tief zu halten, musste die Notenbank Zugeständnisse machen.

 

Der Zielzins für 10-jährige japanische Staatsanleihen wurde von 0,25 % auf 0,50 % erhöht, da eine Ausweitung des Ankaufvolumens japanischer Anleihen kaum noch in Frage kommt. Die Bilanzsumme der Bank of Japan beträgt mittlerweile 114 % des BIPs. Die EZB kommt gerade einmal auf 59 %, die Fed sogar nur auf 36 %. Und diese beiden Banken werden dafür schon stark kritisiert.

 

Damit ist fraglich, wie lange die Bank of Japan noch an ihrer extrem expansiven Geldpolitik festhalten kann, zumal der Druck durch weitere Zinsanhebungen anderer Zentralbanken steigt. Zusätzlich dazu ist der Höhepunkt der japanischen Inflation im Gegensatz zur Eurozone und den USA noch nicht erreicht. In der BTV sehen wir eine gestiegene Wahrscheinlichkeit, dass der Zielwert für langfristige Zinsen erneut leicht angehoben und der Leitzins zumindest auf 0 % erhöht wird. Im Vergleich zur Eurozone oder den USA kann die japanische Notenbank aber restriktive Maßnahmen nur mit Bedacht umsetzen, da die Finanzierbarkeit der sehr hohen Staatsschulden sonst nicht mehr gewährleistet bleibt.

Aufbau und Organisation

Die Bank of Japan ist die Zentralbank Japans. Diese gilt als unabhängig, da die Zentralbank weder eine staatliche Institution noch ein privates Unternehmen ist. Die Bank of Japan hat eine einheitliche und zentralisierte Organisationsstruktur und ist damit nicht in regionale Banken unterteilt. Im sogenannten Lenkungsrat sitzen die Entscheidungsträger der Notenbank: Der Generaldirektor Haruhiko Kuroda, seine zwei Stellvertreter sowie sechs weitere Mitglieder. Diese werden vom Kabinett mit Zustimmung beider Kammern des Parlaments für fünf Jahre ernannt. Der Generaldirektor wird von den stimmberechtigten Mitgliedern des Gremiums gewählt.

Ziele und Aufgaben der BoJ

Zu den Aufgaben der Bank of Japan zählen ganz klassisch die Emission von Banknoten sowie die Kontrolle über Geld- und Währungspolitik. Die Stabilität des Finanzsystems zu gewährleisten, schließt auch das Liquiditätsmanagement mit ein. Das Hauptziel der Bank of Japan ist, analog zur EZB, die Stabilität des Preisniveaus, um ein gesundes Wirtschaftswachstum zu ermöglichen.

Mit dieser Ausgabe der Reihe „Notenbanken und Zinsen“ schließen wir unseren aktuellen Wissensschwerpunkt ab. Seien Sie gespannt auf unser nächstes Thema.

Zum Weiterlesen

Notenbanken und Zinsen
Schweizer Nationalbank

Im vorigen Teil unserer Wissensreihe „Notenbanken und Zinsen“ widmeten wir uns der Schweizer Nationalbank.

 

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  • Die in diesem Beitrag verwendeten Fach- und Finanzbegriffe werden unter btv.at/glossar ausführlich erklärt.

    Quelle: BTV; Stand: 06.02.2022. Die Beiträge in dieser Publikation dienen lediglich der Information. Die BTV prüft ihr Informationsangebot sorgfältig. Dennoch bitten wir um Verständnis, dass wir diese Informationen ohne Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität zur Verfügung stellen. Verleger und Verfasser behalten sich einen Irrtum, insbesondere in Bezug auf Kurse und andere Zahlenangaben, ausdrücklich vor. Durch neue Entwicklungen oder kurzfristige Änderungen können diese Informationen daher bereits überholt sein. Bei Prognosen und Schätzungen über die zukünftige Entwicklung handelt es sich lediglich um unverbindliche Werte.