Symbolbild Digitaler Euro

Warum der digitale Euro kommt

Die Gründe, warum die EU einen digitalen Euro auf den Markt bringen möchte, sind vielfältig und hauptsächlich politischer Natur. Funktionierende Bezahlsysteme gibt es in Europa ja genügend. Die vor einigen Jahren geplante Einführung der Privatwährung Libra durch Meta hat aber viele aufgerüttelt und die Befürchtung geschürt, mächtige Konzerne könnten durch die massenhafte Verbreitung von Privatwährungen das internationale Währungsgefüge ins Wanken bringen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der digitale Euro soll die Abhängigkeit von US-Bezahlsystemen verringern und den Euro stärken.
  • Digitale Euros werden in Wallets verwahrt.
  • Die Aufladung und Nutzung der Wallet soll kostenlos sein. Für Händler fallen jedoch Gebühren an.
  • Der digitale Euro soll Bargeld ergänzen, nicht abschaffen.
  • Mehr Menschen sollen Zugang zum E-Commerce haben.
  • Start des digitalen Euros ist frühestens 2027.

Abhängigkeit von amerikanischen Bezahlsystemen

Vielen Politiker*innen ist die Abhängigkeit der europäischen Wirtschaft von amerikanischen Bezahlsystemen im On- und Offlinehandel ein Dorn im Auge und sie wird als potenziell bedrohlich befunden. Der digitale Euro und neue Bezahlsysteme, die auf Instant Payments basieren, sind Eckpfeiler der europäischen Zahlungsverkehrsstrategie und sollen mehr Resilienz bringen. Insgesamt soll der digitale Euro die Position des Euros im internationalen Währungswettbewerb und seine Rolle als eine der führenden Weltwährungen stärken.

Mehr finanzielle Inklusion

Man erhofft sich durch den digitalen Euro auch mehr finanzielle Inklusion jener Bevölkerungsteile, die zwar über ein Smartphone, aber über kein Bankkonto verfügen. Diese sollen nun auch am E-Commerce teilnehmen können und insgesamt hofft man auf eine Verbesserung der Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Inhalten.

 

Das ebenfalls gelegentlich ins Treffen geführte Argument, das bei Nationalbanken verwahrte Geld sei dort sicherer als das von Geschäftsbanken verwahrte, ist hingegen eher gefährlich und eine solche Sicherheitsdebatte ist dazu geeignet, den Ruf der Bankenwelt insgesamt zu schädigen. Auch sind die von einigen Stakeholdern geäußerten Fantasien, man könne doch über Negativzinsen Inflationssteuerung betreiben, dem Vertrauen der Menschen in Europa gegenüber dem digitalen Euro abträglich.

Symbolbild Digitaler Euro
Der digitale Euro ist als reines Zahlungsmittel gedacht

Was wir über den digitalen Euro schon wissen

Der digitale Euro soll in sogenannten Wallets, also einer Art digitaler Geldbörsen, die die Geschäftsbanken ausgeben sollen, verwahrt werden. Wer möchte, kann sich auch eine Wallet bei der EZB zulegen. Oder auch gerne beides. Da der digitale Euro nicht als Mittel zur Wertaufbewahrung gedacht ist, sondern als reines Zahlungsmittel, sollen die Wallets mit einem Behaltelimit ausgestattet sein. Das hat auch den Effekt, dass sich die Geldmenge, die in Form digitaler Euros vorhanden ist, besser steuern lässt. Über die Höhe und Ausgestaltung dieser Limits wird noch eifrig diskutiert.

Digitale Euros in der Wallet

Wer sich digitale Euros in seine Wallet legen möchte, kann dies sowohl durch Umwandlung von Giralgeld als auch gegen Bargeld tun. Sowohl die Aufladung als auch eine Entladung der Wallet, z. B. gegen ein Bankkonto, soll kostenlos sein. Zahlungen mit der Wallet sollen ebenfalls kostenlos sein. Nur die Händler werden analog zu Kartenzahlungen mit einem Händlerentgelt belastet, das aber geringer ausfallen soll als jenes für Kartenzahlungen. Um den digitalen Euro von Beginn an in die Breite zu bringen, werden alle, die jetzt schon digitale Zahlungen oder Kartenzahlungen akzeptieren, dazu verpflichtet, auch den digitalen Euro zu akzeptieren. Die genauen Regeln für dieses Bezahlnetzwerk werden derzeit noch erarbeitet.

 

Wenn die Wallets aber mit einem Behaltelimit ausgestattet sind, wie funktioniert dann die Bezahlung von Beträgen, die über dieses Limit hinausgehen? Dazu haben sich die Erfinder des digitalen Euros eine Funktion ausgedacht, die als „Waterfall“- bzw. „Reverse Waterfall“-Funktion bezeichnet wird. Ist die Wallet mit einem Bankkonto verknüpft, welches ausreichend Deckung aufweist, wird der Betrag, der das Limit auf der Wallet übersteigt, einfach vom Bankkonto nachgeschossen. Das ist die sogenannte „Waterfall“-Funktion.

 

Erhält man auf seine Wallet einen Betrag, der über das maximale Behaltelimit hinausgeht, dann wird der das Limit übersteigende Betrag auf das mit der Wallet verknüpfte Bankkonto überwiesen. Das funktioniert wie gesagt aber nur für Wallets, die auch mit einem Bankkonto verknüpft sind. Wird eine Wallet lediglich durch Umwandlung von Bargeld gespeist, werden Transaktionen, die das Behaltelimit übersteigen, abgelehnt.

 

Auch für Unternehmen wird es so eine Funktion geben, die die Einnahmen in digitalen Euros täglich auf ein Bankkonto transferiert und in Giralgeld umwandelt.

Wann geht es los mit dem digitalen Euro?

Laut Umsetzungsplan soll es frühestens 2027 so weit sein, sofern keine erheblichen Verzögerungen eintreten.

Soll der digitale Euro Bargeld ablösen?

Nein. Dazu gibt es keinen politischen Willen und das wäre auch nicht durchsetzbar. Ganz im Gegenteil. Die EU-Kommission hat sogar regulatorisch vorgegeben, dass die Bargeldversorgung der Menschen in den EU-Mitgliedsstaaten sicherzustellen ist. Auch in Österreich – übrigens ein Land, das nach Portugal und Kroatien gerechnet auf die Bevölkerungszahl die höchste Dichte an Bargeldautomaten hat – gibt es ein Bargeldboard, das an einer Strategie zur Versorgung von vor allem ländlichen Gebieten mit Bargeld arbeitet.

 

Der digitale Euro soll also Bargeld weder ablösen noch ersetzen, er soll Bargeld nur um eine digitale Komponente erweitern, die ähnlich leicht zu handhaben ist. Daher werden auch Zahlungen von Wallet zu Wallet möglich sein, sogenannte P2P-Zahlungen. Diese sind dann ähnlich wie Bargeldtransaktionen diskret möglich. Zwar werden diese Transaktionen in der Wallet verbucht und sind somit im Nachhinein nachvollziehbar und nachweisbar, aber in der Außenwirkung bleiben sie natürlich anonym.

Häufig gestellte Fragen zum digitalen Euro

  • Wann kommt der digitale Euro?

    Laut Umsetzungsplan soll es frühestens 2027 so weit sein, sofern keine erheblichen Verzögerungen eintreten.

  • Soll der digitale Euro Bargeld ablösen?

    Nein. Dazu gibt es keinen politischen Willen und das wäre auch nicht durchsetzbar. Ganz im Gegenteil. Die EU-Kommission hat sogar regulatorisch vorgegeben, dass die Bargeldversorgung der Menschen in den EU-Mitgliedsstaaten sicherzustellen ist. Auch in Österreich – übrigens ein Land, das nach Portugal und Kroatien gerechnet auf die Bevölkerungszahl die höchste Dichte an Bargeldautomaten hat – gibt es ein Bargeldboard, das an einer Strategie zur Versorgung von vor allem ländlichen Gebieten mit Bargeld arbeitet.

     

    Der digitale Euro soll also Bargeld weder ablösen noch ersetzen, er soll Bargeld nur um eine digitale Komponente erweitern, die ähnlich leicht zu handhaben ist. Daher werden auch Zahlungen von Wallet zu Wallet möglich sein, sogenannte P2P-Zahlungen. Diese sind dann ähnlich wie Bargeldtransaktionen diskret möglich. Zwar werden diese Transaktionen in der Wallet verbucht und sind somit im Nachhinein nachvollziehbar und nachweisbar, aber in der Außenwirkung bleiben sie natürlich anonym.

  • Was ist die „Waterfall“- bzw. „Reverse Waterfall“-Funktion?

    Ist die Wallet mit einem Bankkonto verknüpft, welches ausreichend Deckung aufweist, wird der Betrag, der das Limit auf der Wallet übersteigt, einfach vom Bankkonto nachgeschossen. Das ist die sogenannte „Waterfall“-Funktion.

     

    Erhält man auf seine Wallet einen Betrag, der über das maximale Behaltelimit hinausgeht, dann wird der das Limit übersteigende Betrag auf das mit der Wallet verknüpfte Bankkonto überwiesen. Das funktioniert wie gesagt aber nur für Wallets, die auch mit einem Bankkonto verknüpft sind. Wird eine Wallet lediglich durch Umwandlung von Bargeld gespeist, werden Transaktionen, die das Behaltelimit übersteigen, abgelehnt.

Das könnte Sie auch interessieren