Inflation – Entstehung und Berechnung
Bestimmte Lebensmittel wie Milch oder Brot werden gefühlt jedes Jahr teurer. Doch ist das schon Inflation?


Gerade in Zeiten, in denen die Inflation über Jahre hinweg erhöht bleiben könnte, ist es entscheidend, sich mit den richtigen Strategien auseinanderzusetzen. Inflation beschreibt den allgemeinen Anstieg der Preise für Waren und Dienstleistungen. Das bedeutet, dass das Geld im Laufe der Zeit an Kaufkraft verliert. Ein einfaches Beispiel: Kostet ein Einkaufskorb heute 100 Euro und die Inflation beträgt 5 %, dann kostet derselbe Korb im nächsten Jahr 105 Euro.
Wer sein Geld einfach auf einem Sparbuch liegen lässt, bekommt dort meist nur sehr geringe Zinsen – oft weniger als die Inflationsrate. Das führt dazu, dass das Ersparte zwar auf dem Papier wächst, aber real, also nach Abzug der Inflation, weniger wert ist. Wer zum Beispiel 10.000 Euro zu 1 % Zinsen anlegt, hat nach einem Jahr 10.100 Euro. Liegt die Inflation aber bei 5 %, kann man sich für diese 10.100 Euro nur noch Waren im Wert von etwa 9.600 Euro kaufen. Nach fünf Jahren schrumpft das reale Vermögen auf rund 8.000 Euro – Steuern noch nicht eingerechnet.
Die Inflationswerte unterscheiden sich innerhalb Europas zum Teil deutlich. In der Eurozone wurden im Juni 2025 rund 2,0 % gemessen, in der gesamten Europäischen Union etwa 2,3 %. In Österreich betrug die jährliche Teuerungsrate laut Statistik Austria im März 2025 knapp 2,9 %, im Juli 2025 etwa 3,5 % und im Oktober 2025 lag sie sogar bei rund 4,0 %. Auch in den anderen Ländern des Marktgebiets der BTV Vier Länder Bank zeigen sich Unterschiede: Deutschland verzeichnete im Oktober 2025 eine Inflationsrate von rund 2,3 %, Italien lag bei etwa 1,2 % und die Schweiz bei lediglich 0,1 %. Diese Spannbreite verdeutlicht, wie unterschiedlich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen innerhalb Europas sind.
Die Europäische Zentralbank strebt ein Inflationsziel von 2 % auf mittlere Sicht an. Dieses Ziel ist nicht willkürlich gewählt: Ein moderater Preisauftrieb mindert Deflationsgefahren, stärkt das Vertrauen in die Währung, erleichtert Anpassungsprozesse in der Wirtschaft und unterstützt Beschäftigung und Wachstum. Zudem schafft es der Geldpolitik ausreichend Spielraum, um in Krisenzeiten reagieren zu können. Das symmetrische Ziel bedeutet, dass die EZB sowohl bei zu niedriger als auch bei zu hoher Inflation eingreift, um Preisstabilität zu gewährleisten.
Die Ursachen für die aktuelle Inflationswelle sind vielfältig. Die Corona-Pandemie hat globale Lieferketten unterbrochen, der Krieg in der Ukraine hat die Energiepreise in die Höhe getrieben und die expansive Geldpolitik der Notenbanken hat die Geldmenge stark erhöht. Doch auch strukturelle Entwicklungen deuten darauf hin, dass die Inflation nicht so schnell verschwinden wird. Der demografische Wandel etwa führt dazu, dass in vielen Ländern die Zahl der Erwerbstätigen sinkt, während die Zahl der Pensionist*innen/Rentner*innen steigt. Das reduziert das Arbeitskräfteangebot und erhöht die Lohnkosten – ein klassischer Inflationstreiber.
Darüber hinaus führt der gesellschaftliche Wandel in Zukunft auch zu veränderten Arbeitszeitmodellen. Studien zeigen, dass die Generation Z und Millennials großen Wert auf Work‑Life‑Balance, flexible Arbeitszeiten und hybride Arbeitsmodelle legen. Dies kann durch ein verändertes Freizeit- und Konsumverhalten die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen anheizen. Auch können geopolitische Spannungen für volatile Energiepreise und gestörte Lieferketten sorgen, während viele Staaten ihre Konjunkturprogramme über Schulden finanzieren. All diese Faktoren wirken langfristig inflationär.
Viele Menschen vertrauen noch immer auf klassische Sparformen wie Spar- und Veranlagungskonten oder Tagesgeldkonten. Diese gelten in der Regel zwar als sicher, bieten aber meist nur sehr niedrige Zinsen. In Zeiten hoher Inflation reicht das nicht mehr aus, um das Vermögen real zu erhalten. Das bedeutet: Wer sein Geld einfach nur „parkt“, verliert langfristig an Kaufkraft. Besonders deutlich wird das, wenn man sich die reale Entwicklung des Vermögens über mehrere Jahre anschaut. Selbst bei moderaten Inflationsraten kann das Ersparte deutlich an Wert verlieren.
Eine bewährte Strategie gegen Inflation ist die Investition in sogenannte Sachwerte. Dazu zählen Immobilien, Rohstoffe wie Gold oder Silber und vor allem Aktien. Sachwerte haben den Vorteil, dass sie ihren Wert behalten oder sogar steigern können, wenn die Kaufkraft des Geldes sinkt. Besonders Aktien sind für viele Menschen zunächst mit Unsicherheit verbunden, weil sie Kursschwankungen unterliegen. Langfristig betrachtet haben sich Aktien aber als sehr wirkungsvoll erwiesen, um Vermögen zu erhalten und zu vermehren – gerade im Vergleich zu klassischen Sparformen.
Wertpapiere sind Anlageprodukte, mit denen man sich an Unternehmen (Aktien), Staaten oder Unternehmen (Anleihen) oder an Rohstoffen (z. B. über Fonds) beteiligen kann. Wer eine Aktie kauft, wird Miteigentümer eines Unternehmens und profitiert, wenn das Unternehmen wächst und Gewinne macht. Anleihen sind dagegen Schuldverschreibungen: Man leiht einem Staat oder Unternehmen Geld und bekommt dafür Zinsen. Fonds und ETFs (börsengehandelte Indexfonds) bündeln viele verschiedene Wertpapiere, sodass das Risiko gestreut wird.
Gerade für Einsteiger*innen ist es wichtig, das Risiko zu streuen. Das bedeutet, nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern das Geld auf verschiedene Anlageklassen zu verteilen. Ein gut aufgestelltes Depot enthält zum Beispiel Aktien aus unterschiedlichen Branchen und Regionen, Immobilienfonds und einen kleinen Anteil an Rohstoffen wie Gold. So kann man schon mit kleinen Beträgen breit gestreut investieren, ohne sich selbst um die Auswahl einzelner Aktien kümmern zu müssen.
Wer 10.000 Euro investieren möchte, könnte 5.000 Euro in einen weltweit anlegenden Aktien-ETF stecken, 2.000 Euro in einen Immobilienfonds, 1.500 Euro in einen Rohstoff-ETF (z. B. auf Gold) und die restlichen 1.500 Euro in einen Fonds, der auf Unternehmen aus dem Energiesektor oder auf sogenannte „Burggraben-Unternehmen“ setzt. Letztere sind große, stabile Firmen mit starker Marke, die Preiserhöhungen oft an ihre Kunden weitergeben können.
Als Orientierungshilfe kann eine Kern- und Satellitenstrategie hilfreich sein. Dabei handelt es sich um die Aufteilung des Portfolios in ein Kerninvestment, das sogenannte Herzstück des Portfolios, und Satelliteninvestments, bestehend aus mehreren Einzelinvestitionen. Beim Kerninvestment wird der Hauptteil des verfügbaren Kapitals gemäß einer von der BTV empfohlenen langfristigen Investmentstrategie angelegt. Das Ziel ist die Erzielung einer Grundrendite mit ausreichend Sicherheit. Hierfür sind eine breite Diversifikation sowie ein aktives Management wichtig. Das Rendite-Risiko-Profil bleibt individuell: Für ein breit diversifiziertes Kerninvestment empfehlen wir Multi-Asset-Lösungen, die in unterschiedliche Anlageklassen und -strategien, Sektoren sowie Regionen investieren.
Durch Satelliteninvestments werden Ergänzungen in Form von Einzelinvestitionen geschaffen. Hier ist es das Ziel, auch außerhalb des Basisinvestments von zusätzlichen Investmentchancen zu profitieren und dem Portfolio eine persönliche Note zu geben – wie z. B. durch das Setzen regionaler Schwerpunkte.
In einem inflationären Umfeld sind vor allem Unternehmen interessant, die Rohstoffe fördern oder verarbeiten, Energieversorger aus den Bereichen Strom und Wasser, große Konsumgüterhersteller mit starken Marken oder Unternehmen im Bereich Müllentsorgung und Recycling.
Rohstoffproduzenten profitieren direkt von steigenden Preisen, Energieversorger können gestiegene Kosten oft an die Kunden weitergeben und Konsumgüterhersteller mit hoher Kundenbindung können Preiserhöhungen durchsetzen, ohne viele Kund*innen zu verlieren. Solche Unternehmen sind oft weniger anfällig für wirtschaftliche Schwankungen und bieten eine gewisse Stabilität. Der Gesundheitssektor gilt historisch als defensiv. Menschen benötigen Medikamente, medizinische Geräte oder Dienstleistungen unabhängig von Konjunkturzyklen – und auch in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit bleibt die Nachfrage vergleichsweise robust. Studien zeigen, dass Pharma-, Medizintechnik- und Gesundheitsdienstleister während Inflation stabilere Entwicklungen aufweisen als der Gesamtmarkt. Auch Banken und Finanzdienstleister haben bei steigender Inflation oft einen Vorteil: Wenn Leitzinsen erhöht werden, steigen die Zinsmargen. Unerwartet hohe Inflationsraten führen oft zu einem Kursanstieg bei Bankaktien. In Zeiten moderater Inflation profitieren sie überdurchschnittlich gut.
Für Menschen ohne Vorkenntnisse bieten sich Fonds oder ETFs an, die automatisch in viele verschiedene Unternehmen investieren. So kann man schon mit kleinen Beträgen breit gestreut investieren. Die meisten Banken bieten zudem spezielle Beratungsgespräche an, in denen gemeinsam ein Portfolio entwickelt wird, das zu den eigenen Zielen und zur persönlichen Risikobereitschaft passt. Es ist ratsam, sich Zeit zu nehmen, die verschiedenen Möglichkeiten zu vergleichen und sich nicht von kurzfristigen Kursschwankungen verunsichern zu lassen. Wer regelmäßig kleinere Beträge investiert (zum Beispiel über einen Fondsplan), profitiert langfristig vom sogenannten Cost-Average-Effekt: Man kauft mal zu höheren, mal zu niedrigeren Kursen und gleicht so Schwankungen aus.
Inflation ist gekommen, um zu bleiben – zumindest für die nächsten Jahre. Wer sein Vermögen schützen will, muss aktiv werden und sich von überholten Sparformen verabschieden. Sachwerte, Aktien aus stabilen Sektoren und ein gut durchdachtes, breit gestreutes Wertpapierdepot sind die besten Mittel, um der Geldentwertung zu trotzen. Auch für Einsteiger*innen gibt es heute viele Möglichkeiten, einfach und sicher zu investieren. Wer sich informiert und gegebenenfalls beraten lässt, kann so langfristig Vermögen erhalten und sogar vermehren.
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