Was sind Anleihen?
Anleihen sind Inhaberschuldverschreibungen. Mit dem Kauf gewähren die Investor*innen dem Emittenten einen Kredit für die Laufzeit des Wertpapiers. Für die Überlassung des Kapitals erhalten die Investor*innen eine vereinbarte Prämie (in der Regel ist dies eine im Voraus vereinbarte Verzinsung). Lesen Sie hier mehr über die Grundlagen zu Anleihen.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze
- Der Kurs einer Anleihe wird durch das Marktzinsniveau und die Bonität des Emittenten beeinflusst.
- Steigt das Marktzinsniveau in Relation zu der Nominalverzinsung, sinkt der Kurs der Anleihe.
- Die Rendite einer Anleihe hängt von mehreren Faktoren ab, wie z. B. Kaufkurs, Verkaufs- oder Tilgungskurs, Restlaufzeit und Zinssatz.
Vorteile und Nachteile von Anleihen
Vorteile
- Investor*innen erhalten je nach Anlage fixe oder variable laufende Erträge.
- Insbesondere bei fallenden Marktzinsen können die Kurse von Anleihen steigen. Kursgewinne können durch den vorzeitigen Verkauf der Anleihe zum gestiegenen Kurswert realisiert werden.
Nachteile
- Kursverluste während der Laufzeit sind vor allem bei steigenden Kapitalmarktzinsen oder bei einer Verschlechterung der Bonität des Emittenten möglich.
- Der Ertrag einer Investition kann durch die Inflationsentwicklung negativ beeinflusst werden.
- Die Anleihen unterliegen nicht der Einlagensicherung. Ist der Emittent bei Fälligkeit der Anleihe wirtschaftlich nicht in der Lage, den Anleihebetrag zurückzuzahlen, besteht für Sie die Gefahr, einen Teil oder die Gesamtheit Ihres eingesetzten Kapitals zu verlieren.
- Investor*innen tragen das Risiko, dass der Kurs der Anleihen als Folge der Entwicklung der Branche fällt und sie beim Verkauf der Anleihen einen Verlust erleiden.
- Bei Marktstörungen, bei Aussetzen der Kursbildung durch den Emittenten, bei technischen Störungen oder bei niedriger Liquidität kann ein Handel der Anleihen vorübergehend erschwert oder nicht möglich sein. Deshalb können die Anleihen entweder gar nicht oder nur mit größeren Preisabschlägen veräußert werden.
- Aufgrund rechtsverbindlicher Vorschriften kann es zu einer Verlustbeteiligung für Anleger*innen kommen. Einzelheiten dazu finden Sie unter folgendem Link.
- Wenn die Anleihe in einer fremden Währung notiert, besteht ein direktes Fremdwährungsrisiko.
- Im Falle der Liquidation oder des Konkurses des Emittenten dürfen die Forderungen aus nachrangigen Schuldverschreibungen erst nach den Forderungen der anderen nicht nachrangigen Gläubiger*innen des Emittenten bedient werden.
Was versteht man unter einer Emission?
Als Emission wird die Ausgabe eines Wertpapieres wie zum Beispiel einer Anleihe verstanden. Für das emittierende Unternehmen dient die Ausgabe von Anleihen der Liquiditätsbeschaffung, für die Investor*innen ist es bei entsprechender Bonität des Emittenten eine sichere Wertpapierveranlagung.
Anleihen werden sowohl von öffentlichen Körperschaften als auch von Unternehmen und Banken begeben. Emittenten können sich hinsichtlich ihrer Finanzkraft und ihrer Bonität deutlich unterscheiden. Für die Kund*innen ist dies ein essenzieller Faktor, weil sich die Bonität des jeweiligen Emittenten auf die Sicherheit der Anleihe auswirkt. Um Orientierung zu ermöglichen, vergeben z. B. Ratingagenturen Einschätzungen hinsichtlich der Bonität der Emittenten.
Welche Arten von Anleihen gibt es?
Fixzinsanleihe
Gleiche Zinszahlung während der gesamten Laufzeit. Die Kapitaltilgung erfolgt am Ende der Laufzeit zu 100 %.
Stufenzinsanleihe
Zinsen steigen im Laufe der Zeit an. Die Kapitaltilgung erfolgt am Ende der Laufzeit zu 100 %.
Geldmarktfloater (variable Verzinsung)
Zinsen sind an kurzfristige Geldmarktzinsen gekoppelt. Diese Anleihen können mit oder ohne festen Zinssatz und mit oder ohne Mindest-/Höchstverzinsung ausgestattet sein. Die Kapitaltilgung erfolgt am Ende der Laufzeit zu 100 %.
Kapitalmarktfloater (variable Verzinsung)
Zinsen sind an langfristige Kapitalmarktzinsen gekoppelt. Diese Anleihen können mit oder ohne festen Zinssatz und mit oder ohne Mindest-/Höchstverzinsung ausgestattet sein. Die Kapitaltilgung erfolgt am Ende der Laufzeit zu 100 %.
Nullkuponanleihe
Während der Laufzeit keine Zinszahlungen. Die Kapitaltilgung erfolgt am Ende der Laufzeit zu 100 %.
Kapitalschutzanleihe
Kapitalschutzanleihen können mit oder ohne festen Zinssatz ausgestattet sein. Die Zinsen sind an die Entwicklung eines Basiswerts (z. B. Aktienindex) gekoppelt. Bei einer positiven Entwicklung tilgt die Anleihe zu 100 % plus der Prozentualen Entwicklung der Anleihe und kann mit oder ohne Höchstverzinsung ausgestattet sein. Die Kapitaltilgung erfolgt am Ende der Laufzeit zu 100 %, wobei das eingesetzte Kapital vollständig geschützt ist.
Anleihen in Fremdwährungen
Anleihen in Fremdwährungen werden in einer anderen Währung als der Heimatwährung des Anlegers ausgegeben. Sie bieten Diversifikation und die Chance, von Zinsunterschieden und Währungsschwankungen zu profitieren. Allerdings besteht ein Wechselkursrisiko, das die Rendite mindern kann, wenn die Fremdwährung abwertet.
Wie sind Anleihen ausgestattet?
Jede Anleihe verfügt über sogenannte Ausstattungsmerkmale, u. a. zählen das Ausgabejahr, der Emittent, die Laufzeit, die Verzinsung, die Währung und auch der Rang bei Insolvenz des Emittenten dazu. Diese Ausstattungsmerkmale werden in den sogenannten Anleihebedingungen (Emissionsbedingungen) im Detail angeführt. In den Bedingungen wird unter anderem auch die „Beziehung“ zwischen dem Emittenten und den Investor*innen definiert und diese enthalten daher auch wichtige Informationen für die Kund*innen. Eine Anleihe kann als festverzinsliches Wertpapier, als variabel verzinstes Wertpapier oder als Anleihe ohne Verzinsung (Nullkuponanleihe) ausgestattet werden. Im Englischen wird jedoch das gesamte Segment unter dem Titel „Fixed Income“ zusammengefasst.
Unterschiede hinsichtlich des Zahlungsrangs im Insolvenzfall
Eine Insolvenz tritt dann ein, wenn ein Unternehmen nicht mehr in der Lage ist, seinen Zahlungsverpflichtungen (wozu auch die Zinszahlung und die Tilgung von Anleihen zählen) zeitgerecht und in voller Höhe nachzukommen. Im Insolvenzfall oder auch bei Liquidation des Emittenten ist entscheidend, welchen Rang die Anleihe hat, die die Kund*innen erworben haben. Davon abhängig ist nämlich, wann die Ansprüche im Insolvenzfall bedient werden. Welcher Rang bei der zu emittierenden Anleihe gilt, ist in den Bedingungen der jeweiligen Anleihe definiert.
Es wird hinsichtlich des Zahlungsrangs zwischen folgenden Stufen unterschieden:
- Vorrangige Anleihen: Die Ansprüche des Kunden bzw. der Kundin werden bevorzugt behandelt.
- Gleichrangige Anleihen: Alle Kund*innen einer gleichrangigen Anleihe werden gleichrangig vom Emittenten bedient und behandelt. Dies ist die häufigste Form bei Anleihen.
- Nachrangige Anleihen: Im Insolvenzfall werden die Kund*innen, die eine Nachranganleihe haben, erst nach all den anderen Anleihekäufer*innen bedient.
Einflussfaktoren auf den Kurs einer Anleihe
Der Kurs einer Anleihe hängt während der Laufzeit insbesondere von der Entwicklung des Marktzinsniveaus sowie von der Bonität des Emittenten ab. Die Beziehung zwischen Kursentwicklung und Entwicklung des Marktzinsniveaus ist invers. Steigt das Marktzinsniveau in Relation zu der Nominalverzinsung, sinkt der Kurs der Anleihe. Sinkt das Marktzinsniveau in Relation zu der Nominalverzinsung, steigt der Kurs der Anleihe.
Wie berechnet sich die Rendite einer Anleihe?
Die Rendite ist ein Maß für den Gesamterfolg einer Veranlagung und wird auch als Effektivverzinsung bezeichnet. Die Rendite einer Anleihe hängt nicht nur vom Zinssatz ab. Folgende Faktoren spielen eine Rolle und können sich positiv sowie negativ auf die Rendite einer Anleihe auswirken:
- der Kaufkurs
- der Verkaufs- oder Tilgungskurs
- die (Rest-)Laufzeit der Anleihe bis zur Fälligkeit
- der Zinssatz (auch Kupon oder Nominalzinssatz genannt)
Häufig gestellte Fragen zu Anleihen
Was sind Emissionen?
Als Emission wird die Ausgabe eines Wertpapiers wie zum Beispiel einer Anleihe verstanden. Für das emittierende Unternehmen dient die Ausgabe von Anleihen der Liquiditätsbeschaffung.
Was sind Anleihen?
Anleihen sind Inhaberschuldverschreibungen. Mit dem Kauf gewähren die Investor*innen dem Emittenten einen Kredit für die Laufzeit des Wertpapiers. Für die Überlassung des Kapitals erhalten die Investor*innen eine vereinbarte Prämie (in der Regel ist dies eine im Voraus vereinbarte Verzinsung).
Wie verhalten sich Anleihen bei steigenden Zinsen?
Bei steigenden Kapitalmarktzinsen sind bei Anleihen während der Laufzeit Kursverluste möglich.
Was ist die Rendite einer Anleihe?
Die Rendite ist die effektive Verzinsung einer Anleihe. Die Rendite einer Anleihe steigt, wenn der aktuelle Kaufkurs der Anleihe sinkt. Zudem haben Anleihen mit einem höheren Kupon oder von Emittenten mit schlechter Bonität auch tendenziell eine höhere Rendite als Anleihen von sicheren Emittenten.
Welche Arten von Anleihen gibt es?
Es gibt Anleihen mit variablem oder fixem Zinssatz – aber auch ohne Zinsenausschüttung, sogenannte Nullkuponanleihen.
Welche Nachteile haben Anleihen?
- Kursverluste während der Laufzeit sind vor allem bei steigenden Kapitalmarktzinsen oder bei einer Verschlechterung der Bonität des Emittenten möglich.
- Der Ertrag einer Investition kann durch die Inflationsentwicklung negativ beeinflusst werden.
- Die Anleihen unterliegen nicht der Einlagensicherung. Ist der Emittent bei Fälligkeit der Anleihe wirtschaftlich nicht in der Lage, den Anleihebetrag zurückzuzahlen, besteht für Sie die Gefahr, einen Teil oder die Gesamtheit Ihres eingesetzten Kapitals zu verlieren.
- Investor*innen tragen das Risiko, dass der Kurs der Anleihen als Folge der Entwicklung der Branche fällt und sie beim Verkauf der Anleihen einen Verlust erleiden.
- Bei Marktstörungen, bei Aussetzen der Kursbildung durch den Emittenten, bei technischen Störungen oder bei niedriger Liquidität kann ein Handel der Anleihen vorübergehend erschwert oder nicht möglich sein. Deshalb können die Anleihen entweder gar nicht oder nur mit größeren Preisabschlägen veräußert werden.
- Aufgrund rechtsverbindlicher Vorschriften kann es zu einer Verlustbeteiligung für Anleger*innen kommen. Einzelheiten dazu finden Sie unter folgendem Link.
- Wenn die Anleihe in einer fremden Währung notiert, besteht ein direktes Fremdwährungsrisiko.
- Im Falle der Liquidation oder des Konkurses des Emittenten dürfen die Forderungen aus nachrangigen Schuldverschreibungen erst nach den Forderungen der anderen nicht nachrangigen Gläubiger*innen des Emittenten bedient werden.
Was ist der Unterschied zwischen einer Anleihe in Emission und einer Anleihe, die über die Börse gehandelt wird?
Anleihen in Emission werden direkt von Banken oder Unternehmen ausgegeben, um Kapital zu beschaffen. Diese Anleihen werden zum ersten Mal an den Markt gebracht (Primärmarkt) und bieten Anleger*innen die Möglichkeit, direkt in neue Schuldtitel zu investieren. Der Anleihepreis und der Zinssatz werden dabei von den Emittenten festgelegt.
Im Gegensatz dazu werden Anleihen auch über die Börse gehandelt, nachdem sie ursprünglich emittiert wurden. Auf diesem Markt (Sekundärmarkt) können Anleger*innen Anleihen von anderen Investor*innen kaufen oder an sie verkaufen. Die Preise der Anleihen auf dem Sekundärmarkt können schwanken, abhängig von Faktoren wie Zinsänderungen, Bonität des Emittenten und Marktbedingungen und entstehen durch einen erfolgten Handel.
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Stand: 23.10.2023
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